
Domaine PL et FJ Bersan: Kristallklar aus Tradition
Wahre Tradition ist etwas Kostbares geworden – nicht nur, aber auch beim Wein. Wir schätzen uns umso glücklicher, immer wieder auf Weine und Weinmacher zu stossen, die ihre Weintradition ganz ungezwungen leben und weiterentwickeln. Ein besonders eindrückliches Beispiel ist die Domaine Bersan, unser Neuzugang aus dem Nordwest-Burgund.

Seit 2009 hat Vater Jean-François das Familienweingut sukzessive in die Hände seines Sohnes Pierre-Louis gelegt, der den Betrieb heute mit viel Leidenschaft und frischem Geist führt. Zusammen repräsentieren sie nicht weniger als die zwanzigste und einundzwanzigste Generation von Winzerinnen und Winzern in der Familie Bersan. Seit dem Jahr 1453, also seit über 570 Jahren, produziert die Familie Wein in Saint-Bris-le-Vineux im nordwestlichen Burgund – und hat seither nicht nur zahlreiche Krisen, Kriege und klimatische Herausforderungen gemeistert, sondern blickt heute optimistisch in eine weiterhin blühende Zukunft.
Der pittoreske Ort liegt nur rund 15 Autominuten von Chablis entfernt und verfügt über praktisch identische geologische Voraussetzungen wie diese Parade-Weissweinregion. In beiden Gebieten wurzeln die Reben in jurassischen Böden, geprägt von Kimmeridgium- und Portlandium-Schichten, die voller Fossilien stecken. Diese urzeitlichen Ablagerungen findet man nicht nur im Erdreich, sondern auch auf den modernen Etiketten der Domaine Bersan. Zur geologischen Verwandtschaft gesellt sich auch das Klima: Die von kühlen Winden geprägte Lage sorgt für Weine von grosser Frische, Präzision und Mineralität.
Seit Pierre-Louis Bersan 2009 auf das elterliche Weingut kam, hat er behutsam, aber konsequent wichtige Neuerungen implementiert. Nach einer langen Phase der Umstellung ist die Domaine seit 2023 offiziell biologisch zertifiziert, wobei heutzutage auch Methoden der Biodynamie zur Anwendung kommen. Im Keller arbeitet man mit grosser Zurückhaltung und viel Respekt vor der Frucht: Von der Handlese über die schonende Pressung bis zur spontanen Vergärung im Edelstahltank steht der Charakter der Trauben stets im Vordergrund. Weine aus den besten Parzellen dürfen anschliessend in traditionellen Holzfässern in einem beeindruckenden historischen Keller heranreifen.
Dieser Keller ist ein echtes Unikum: Das Dorf Saint-Bris-le-Vineux verfügt über einen weitläufigen Höhlenkomplex aus dem 11. und 12. Jahrhundert, der ursprünglich zur Verteidigung des Ortes errichtet wurde. Das labyrinthische Netzwerk von Tonnengewölben verband einst das gesamte Dorf miteinander und diente in Kriegszeiten als sicherer Zufluchtsort. Heute zählen diese Keller nicht nur zu den Sehenswürdigkeiten der Region, sondern bieten auch ideale Bedingungen zur langsamen Reifung der Weine und verleihen ihnen zusätzliche Dimension und Komplexität.
Obwohl Saint-Bris die einzige Appellation in ganz Burgund ist, in der Sauvignon Blanc offiziell zugelassen ist, haben es uns besonders die Klassiker aus Chardonnay und Aligoté angetan. Der Aligoté, gewachsen auf den Hochplateaus mit Kimmeridgium- und jurassischen Kalksteinböden, präsentiert sich beinahe kristallin, mit einer beeindruckend geradlinigen Frische und subtil mineralischen Noten. Der salzige, lange Nachhall macht ihn unverkennbar. Auch die beiden Chardonnays – der unkomplizierte Côte d’Auxerre Blanc und die auf reinen Kimmeridgium-Böden gewachsene Cuvée Marianne – glänzen durch ebendiese ortstypische Klarheit und Präzision. Während der frische, mineralische Côte d’Auxerre Blanc rund zwölf Monate auf der Hefe im Stahltank ruht, erfährt die Cuvée Marianne eine behutsame Reifung im Holzfass in den geschichtsträchtigen Kellern. Das Ergebnis: ein aussergewöhnlich eleganter Weisswein, der in einer Blindverkostung eher an Spitzenqualitäten von der Côte d'Or erinnert als an den weniger bekannten Nordwesten des Burgunds.
Es sind gerade jene Winzer wie die Familie Bersan, die beweisen, dass wahre Grösse nicht immer mit grosser Bekanntheit einhergeht. Entdecken Sie ihre burgundischen Charakterweine für sich – und lassen Sie sich davon überzeugen, dass das Beste manchmal dort zu finden ist, wo man es eben nicht auf Anhieb erwartet.